Die diesjährige Sommertour der Naturlandstiftung Saar führte eine kleine Gruppe zusammen mit dem Vorsitzenden der Stiftung, Umweltminister Reinhold Jost, in den Landschaftspark des Hofgut Imsbach in Theley.
Erste Station waren die Wasserbüffel, die auf einer Fläche unweit des Hofgut Imsbach grasen. Die Bestände der Wasserbüffel, die ursprünglich aus Asien kommen, sind weltweit stark zurückgegangen. In Deutschland waren Wasserbüffel bis vor wenigen Jahren eine seltene Ausnahme, in letzter Zeit ist jedoch eine Zunahme zu verzeichnen. Wasserbüffel sind hitzeempfindlich und benötigen daher Wasser zur Abkühlung.
Tierische Landschaftspfleger zur Offenhaltung wertvoller Bereiche
Sie eignen sich als tierische Landschaftspfleger für Weidegebiete mit Stillgewässern, die sie regelmäßig aufsuchen und so vor dem Zuwachsen bewahren. Die Büffel schaffen sich hier selbst Wasserlöcher und halten so wertvolle Bereiche offen. Dies kommt zum Beispiel den durchziehenden Watvögeln zugute, die in diesen Bereichen ihre Nahrung suchen können. Die Büffel verzehren Wasser- und Röhrichtpflanzen und tragen so weiterhin zur Offenhaltung und Strukturierung der Fläche bei. Für Wanderer könnten die Tiere ein exotischer Anziehungspunkt werden, was den ländlichen Tourismus der Region ankurbeln könnte.
Die ursprünglich aus Asien stammenden Wasserbüffel halten als tierische Landschaftspfleger die Fläche offen und nützen so seltenen Tieren und Pflanzen.
Herr Veith erklärt die Maßnahmen für den Erhalt der Kammmolchpopulation. Von den Gewässern profitieren auch andere wassergebundene Organismen. Unterwasser- und Ufervegetation und Grasfrosch, Erdkröte und Bergmolch sowie Liebellenarten haben sich dort nun angesiedelt.
Als nächstes Projekt, stellte Herr Veith (technischer Geschäftsführer der Naturlandstiftung Saar) die „Ersatzgewässer für den Kammmolch“ vor. Der Kammmolch ist der größte der vier im Saarland vorkommenden Molcharten.
Sein Bestand nimmt im Saarland insbesondere durch Verlust und zunehmende Verinselung seiner Lebensräume ab. Der Kammmolch gehört nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zu den streng geschützten Arten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.
In einem kleinen Weiher am Rand der Imsbachaue im Hauptanschluss des Humersbaches (Lagebezeichnung „Die Entenwiese“) im NATURA 2000 Gebiet „Prims“ war der Kammmolch ursprünglich Zuhause. In dieses Stillgewässer werden jedoch bei Starkregen-Ereignissen viele Schwebstoffe eingetragen, die den Weiher in eine „rote Brühe“ verwandeln. Die Schwebstoffe sedimentieren und verschlechtern die Lebensraumbedingungen für den Kammmolch drastisch.
Geeignete Ersatzgewässer
Zur Erhaltung der Population war es deshalb unbedingt notwendig, geeignete Ersatzgewässer in unmittelbarer Nachbarschaft zu schaffen.
Der Kammmolch verbringt die Hälfte des Jahres in seinem Laichgewässer und wechselt in den Herbst- und Wintermonaten in die Landlebensräume, wo er im Wurzelbereich von Bäumen, unter totem Holz oder in Kleinsäugerbauten Unterschlupf findet. Die Landlebensräume müssen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Laichgewässer vorhanden sein. Insofern bietet die Lage der Ersatzgewässer am Rande der Imsbachaue ideale Voraussetzungen, da in der direkten Umgebung geeignete Lebensräume vorhanden sind: Nasswiesen, feuchte Hochstaudenfluren, Mischwälder etc.
Ein Gemeinschaftsprojekt
Bei den Maßnahmen handelte es sich um ein gemeinsames Projekt zwischen dem NABU Landesverband, der NLS und dem Landesbetrieb für Straßenbau (LfS), der das Projekt finanzierte. Durchgeführt wurden die Maßnahmen auf Eigentumsflächen der Naturlandstiftung Saar (NLS).
Neuanlage und Gestaltung der Gewässer
Die Neuanlage und Gestaltung der Gewässer haben sich an den Lebensraumansprüchen des Kammmolches orientiert. Geeignete Laichgewässer zeichnen sich durch offenes Wasser, Besonnung, Vorhandensein von Unterwasservegetation und Tiefe aus. Deshalb wurden die Teiche vom benachbarten Wald abgerückt, um eine ausreichende Besonnung zu gewährleisten.
Die Ersatzgewässer haben eine Größe von 450 bis 750 qm, sind maximal 1,5 m tief und zeichnen sich durch unterschiedliche Profilierung und unterschiedlichen Zuschnitt aus. Die Gewässer wurden ausgezäunt, da sie sich innerhalb einer Viehweide befinden. Es wurden keine Bepflanzungen vorgenommen, sondern die Gewässer bleiben der natürlichen Sukzession überlassen, das heißt, die Vegetation stellt sich spontan auf natürlichem Wege ein. Die Gewässer sind fischfrei und sollen auch dauerhaft keine Fische enthalten.
Die nächste Station führte die Gruppe zu einer Herde Hinterwälder Rinder, deren Population hier auf dem Hofgut Imsbach die größte im Südwesten Deutschlands ist.
Das Hinterwälder Rind – kleinste Rinderrasse Europas – ist sehr gut für die Mutterkuhhaltung geeignet. Durch die gute Futterverwertung, Trittsicherheit und Steigfähigkeit hat sich die Rasse für eine schonende, naturnahe Landschaftspflege bewährt und wird erfolgreich im Naturschutz zur Offenhaltung wertvoller Lebensräume eingesetzt ohne Erosionsschäden anzurichten.
Das Fleisch der Hinterwälder Rinder gilt unter Kennern als „Trüffel“ unter den Rindfleischsorten. Es ist sehr feinfaserig marmoriert, zart, saftig und aromatisch.
Herr Veith erklärte das Konzept des Hutewaldes, welches im Landschaftspark auf Eigentumsflächen der Naturlandstiftung verwirklicht werden soll.
Viehaltung in früherer Zeit
In Mitteleuropa fast verschwunden, schlagen Hutewälder die Brücke vom Wald zur Weidelandschaft. Diese historische Waldbauform wurde früher als Weide zur Viehhaltung genutzt. So mussten Flächen nicht aufwendig zur Anlage von Grünland gerodet werden. Eichen oder junge Triebe dienten hier dem in den Wald getriebenen Herden als Futter.
Wenige Bäume
Charakteristisch für den Hutewald sind eine stark reduzierte Baumanzahl. Große Bäume dominieren das Gesamtbild. durch die Nutzung mit Weidetieren soll diese alte Kulturlandschaft mit lichten, parkähnlichen Wäldern auf dem Hofgut Imsbach neu entstehen.
Der Hutewald ist Teil der geplanten Erweiterung des bereits bestehenden Landschaftsparks.
Weitere Erweiterungen sehen unter anderem eine Erinnerung an den ursprünglich betriebenen Rötelabbau oder die Inszenierung weiterer besonderer Orte wie etwa einer Storchenaue vor.
Zur Förderung der Attraktivität und Authentizität des Landschaftsparks trug Herr Dr. Wicklmayr bereits 2008 in Text und Bild ganz konkrete Maßnahmen vor, von denen – mehr als 10 Jahre später – die meisten auch dank seines unermüdlichen Einsatzes realisiert werden konnten.
Ein Vorschlag, welcher eine Sonderstellung einnimmt, da er keinen direkten Bezug zum Hofgut und seiner Geschichte hat, sieht die Aufstellung eines Obelisken vor. Dieser soll der Naturlandstiftung Saar, ältester Naturschutzstiftung Deutschlands, ein würdiges Denkmal setzen.
Das Sandstein-Monument findet seinen würdigen Platz im Landschaftspark des Hofguts Imsbach an der Schnittstelle der Imsbach-Promenade und dem Weg nach Selbach.
Ehrenvorsitzdender Dr. Rainer Wicklmayr
Herr Dr. Rainer Wicklmayr (*12. Januar 1929 †14. August 2020) war der letzte lebende Gründungsvater der Naturlandstiftung Saar. Im Hinblick auf seine Verdienste als einer der Initiatoren der NLS wurde Herrn Dr. Wicklmayr als natürlicher Person der Status eines Stifters zugesprochen. Er war der einzige Ehrenvorsitzender der Stiftung und war und bleibt der einzige private Stifter. 2015 wurde er offiziell aus seiner langen verdienstreichen Zeit bei der Naturlandstiftung Saar verabschiedet.
Der Obelisk besteht aus rotem Sandstein, welcher aus dem saarländischen Sandsteinbruch Britten stammt. Auf einem rechteckigen Sockel steht der monolithische Obelisk von 1,80 Höhe. Auf der rechteckigen Abschlussplatte findet sich eine Kugelbekrönung mit ca. 30 cm Durchmesser.
Die handgefertigte Bronzeplakette
Auf der Vorderseite des Obelisken zeigt die von Herrn Dr. Wicklmayr gewählte Inschrift „Schützt die Natur“ das zentrale Anliegen der Naturlandstiftung Saar und ruft gleichzeitig die Menschen zu entsprechendem Verhalten auf.
v.l..:
Kurator Udo Weyrath, Bürgermeister Hermann Josef Schmidt, kaufm. Geschäftsführer Reinhold Jäger, NABU Vorsitzende Dr. Julia Michely, Stiftungsratsmitglied Aribert von Pock, techn. Geschäftsführer Eberhard Veith, Stiftungsratssmitglied Jürgen Brettar, im Hintergrund Vorsitzender der NLS Minister Reinhold Jost
Letzte Station der Sommertour war der FriedWald. Dieser liegt auf einer leichten Kuppe, ist aber gut begehbar, auch mit Gehhilfe oder teilweise mit Rollstuhl. An den Waldwegen gibt es immer wieder Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen.
Die Gemeinde Tholey, die Naturland Ökoflächen-Management GmbH und der SaarForst Landesbetrieb sind Waldbesitzer und kümmern sich gemeinsam um das Waldgebiet.
Die dominierenden Baumarten sind Buche, Eiche und Hainbuche.
Die für den 24.03.2020 geplante feierliche Eröffnung ist wegen der Corona Pandemie auf unbekannte Zeit verschoben, der Friedwald wird jedoch bereits genutzt.
Der FriedWald Imsbach steht nach Eröffnung für 99 Jahre als Friedhof zur Verfügung, das bedeutet konkret bis zum 31. Dezember 2118.
Ein besonderer Ort des Gedenkens ist der Andachtsplatz. Er kann genau wie die historische Kapelle für Trauerfeiern vor einer Beisetzung im FriedWald genutzt werden und dient ganzjährig als Ort der Ruhe und Einkehr.